Bloggerin „Lesefreiheit“ bewertete mein Buch mit 5 Sternen.
Vielen Dank dafür.
Kurzbeschreibung:
»Du hast zehn Tage Zeit, die Welt zu retten, bevor ich sie zertrete mit allem Gewürm darauf. Zehn Tage und Nächte gebe ich Dir, Dir alleine, um die Welt zu retten. Nutze sie oder vergehe zusammen mit allen anderen Deiner Art.«
Alle Menschen auf der Erde erhalten zur gleichen Sekunde die gleiche Botschaft. Jeder Mensch wird zum alleinig auserkorenen göttlichen Werkzeug.
Und sie handeln so, wie Menschen stets handeln.
Nur Wenige werden den zehnten Tag erleben.
Aber wird es einen elften Tag geben?
Mein Exemplar habe ich bei einer Aktion des Autoren auf Facebook gewonnen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank dafür!
Meine Meinung:
Diesen speziellen Weltuntergang werde ich wohl nicht so schnell wieder vergessen. Spätestens beim nächsten Teekochen werden meine Gedanken unweigerlich wandern. Denn so fängt alles an. Mit der Zubereitung von Tee.
Der Ich-Erzähler, nennen wir ihn Mr. Teebeutel, (seine Name taucht erst viel später auf und ich möchte der Geschichte nicht vorgreifen) ist gerade mit seinem Tee beschäftigt, da wird er von Gottes (Allah, Jahwe, Mami Wata, Manitou – erspare ich mir im Nachfolgendem) „Durchsage“ unterbrochen: „Du hast zehn Tage Zeit, die Welt zu retten, bevor ich sie zertrete mit allem Gewürm darauf. Zehn Tage und Nächte gebe ich Dir …“
Tja, da spricht mal eben Gott zu dir, nein zu allen Menschen auf der Erde. So ist es, denn die Apokalypse hat bereits begonnen. Nichts mit Tee kochen, Fernseher geht auch nicht mehr. Prima. Und was nun? Jeder scheint die Lösung zu haben und zu wissen, wer das „Böse“ ist – und das Böse muss vernichtet werden. Sonst kann die Welt doch nicht gerettet werden, oder? Das Chaos ist vorprogrammiert. Nur Mr. Teebeutel ist unschlüssig, was er von der ganzen Sache und von Gottes Botschaft halten soll. Warum flippen nur alle aus? Wenn die Welt eh untergeht – wer soll schon was dagegen ausrichten? – dann kann man auch erst mal in Ruhe überlegen.
So begleiten wir ihn und eine Handvoll weiterer Personen im Laufe der Handlung auf ihren schicksalhaften Wegen zur Rettung der eigenen oder anderer Personen oder der Welt. Einige Wege werden sich kreuzen oder verbinden, andere werden vorzeitig enden … Eine Odyssee bis zum Weltuntergang beginnt. Fast alle Figuren habe ich in mein Herz geschlossen, wie menschlich oder unmenschlich sie auch agierten, reagierten. Besonders Tomate hat mein Herz erweicht. Mr. Teebeutel rettet Tomate oder ist es umgekehrt? Nur den Pfahlmann habe ich verabscheut. Na ja, mindestens einen Bösewicht braucht doch jede Story 😉 Am liebsten hätte ich ihn gerüttelt, geschüttelt, nee ausradiert – oh je, meine niederen Instinkte kommen zum Vorschein. So konnte ich wenigstens manch kopflose, völlig verwirrte Tat einigermaßen nachvollziehen.
Bis zum Schluss habe ich mit Mr. Teebeutel, Tomate (lest selber), Becki, die blind ist, aber nicht auf den Kopf gefallen, Fred, dem eigenwilligen, vermeintlich irren Glatzkopf und den anderen gekämpft, gelacht, geweint, geliebt und versucht zu überleben. Habe versucht zu begreifen, was um Gottes Willen nur vorgeht, dem Tag X entgegengefiebert. Was passiert nur nach dem zehnten Tag? Geht die Welt wirklich unter?
Der Autor bringt den Horror der Apokalypse sehr gut rüber. Überall Zerstörung, Brände, unpassierbare Straßen, kein Strom, kein Wasser. Die Menschen drehen durch und morden, was sich ihnen in den Weg stellt. Mord im Namen „ihres“ Glaubens. Man könnte fast meinen, Gott hat das so vorausgesehen, genauso gewollt. Die Menschheit löscht sich selber aus.
Neben den hervorragend gezeichneten Charakteren mit ihren Schwächen, neu gewonnenen Stärken, widerstreitenden Gefühlen, Abgründen und Einzelschicksalen, gibt es Einblendungen von anderen Orten in Deutschland und der übrigen Welt. Diese Zwischenspiele lassen den Leser das volle Ausmaß des Weltuntergangs hautnah miterleben. So schafft der Autor ein rundes Bild. Auch wenn ich mir dabei fast die Nägel abgekaut hätte, weil ich doch unbedingt wissen wollte, wie es mit Mr. Teebeutel und Co. weitergeht.
Weltuntergang an sich ist ja eigentlich was Ernstes, es kommen auch genug grausame Dinge vor, keine Bange, aber der Autor hat als Gegengewicht immer mal wieder eine Prise Humor, manchmal auch Galgenhumor, eingestreut. Diese trockene Art und sein lockerer Schreibstil haben mich richtig gut unterhalten. Da wird z. B. Fred, der eine Glatze hat, von Becki liebevoll Locke genannt. Ich habe übrigens auch so einen Bekannten, den wir Locke nennen. Da musste ich natürlich sehr schmunzeln.
Fazit:
Bernhard Giersche hat mit seinem Roman eine einzigartige, unterhaltsame Mischung aus Dystopie, Action und Horror mit philosophischen Zwischentönen hingelegt. Schon während des Lesens ratterten meine Gedanken, aber am Schluss noch viel mehr. Denn das Ende lässt genügend Raum für eigene Interpretationen. Dieses Buch gehört für mich zu den wenigen, welches ich unbedingt noch mal lesen will und werde. Vielen Dank lieber Autor für’s Schreiben, auch für den Ohrwurm von R.E.M.
„It’s the End of the World as We Know It (and I Feel Fine)” *summ* 😉
Handlung: 4,9
Figuren: 5,0
Sprache: 4,9
Struktur: 4,8
Gesamteindruck: 5,0
Meine Bewertung: 4,9 von 5 Sternen
Weitere Informationen auf: Lesefreiheit – Bücherblog
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